hütten in nahaufnahme:
Die Olperer hütte im zillertal

Als Katharina Daum ihren ersten Hüttenpächterinnen-Job antrat, schlossen benachbarte Bauern Wetten darüber ab, dass die junge Alleinerzieherin eines Volksschülers nach spätestens einem Jahr das Handtuch werfen würde. Ein Vierteljahrhundert später schupfen Mutter und Sohn gemeinsam die Olperer Hütte.
Eine Berghütte zu pachten ist üblicherweise Männersache. Oder noch häufiger: Sache eines bodenständigen, robusten (Ehe-)Paares um die 40, dessen Partnerschaft stabil genug ist, das in vielerlei Hinsicht extreme Leben am Berg auszuhalten. Katharina Daum hingegen, heute Pächterin der Olperer Hütte in den Tuxer Alpen, war 27 Jahre alt und alleinerziehende Mutter eines Siebenjährigen, als sie ihren ersten Hüttenpächterinnen-Job antrat: „Ich war vorher in der Gastronomie und in der Hotellerie tätig, habe sogar Silberbesteck geputzt und Stoffservietten gefaltet“, erzählt Katharina.
Katharina Daum war 27 Jahre alt und alleinerziehende Mutter, als sie zum ersten Mal eine Hütte übernahm. Heute, 23 Jahre später, sind Katharina und ihr mittlerweile 30-jähriger Sohn Manuel gemeinsam mit Husky Snowy immer noch ein eingeschworenes Team und führen die Olperer Hütte im Zillertal.
Katharina Daum war 27 Jahre alt und alleinerziehende Mutter, als sie zum ersten Mal eine Hütte übernahm. Heute, 23 Jahre später, sind Katharina und ihr mittlerweile 30-jähriger Sohn Manuel gemeinsam mit Husky Snowy immer noch ein eingeschworenes Team und führen die Olperer Hütte im Zillertal.
„Damals haben mich die Einheimischen, die Bauern speziell, schon sehr kritisch angeschaut – und Wetten abgeschlossen, ob ich es länger als ein Jahr aushalte“, erinnert sich die heutige Hüttenwirtin der Olperer Hütte und fügt achselzuckend hinzu: „Sicher ist das nach wie vor ein bissl ungewöhnlich, dass eine Frau eine Hütte bewirtschaftet. Aber ich hab immer so viel zu tun, dass ich gar nicht wirklich Zeit habe, über dieses Thema nachzudenken.“
Ein Viertel Jahrhundert zurück
Der kleine Bub Manuel liebte das Hüttenleben so sehr, dass er sich montags regelmäßig, aber vergeblich zu weigern versuchte, in die Schule zu gehen. „Zu unserer ersten Hütte gab es immerhin einen Fahrweg, das war ein Vorteil.
Wir sind um 5 Uhr aufgestanden, ich habe Manuel mit meinem alten Golf in die Schule gebracht und bin dann schnell, schnell wieder zurück auf die Hütte, wo schon ein Haufen Arbeit auf mich gewartet hat“, erzählt Katharina. „Es war schon… sagen wir: umständlich. Wir hatten zum Beispiel oft keinen Strom. Aber dann haben wir halt mit der Stirnlampe Hausübung gemacht. Und Manuel ist schon mit zehn, elf Jahren begeistert am Herd gestanden und hat Kaiserschmarren gekocht.“

Heute, 28 Jahre später, sind Katharina und der mittlerweile Mitte 30-jährige Manuel immer noch ein eingeschworenes Team, aber eben auf der geschichtsträchtigen Olperer Hütte im Zillertal. Dort gab es einige Hüttenpächter-Generationen vor Katharina Daum bis in die frühen Neunzigerjahre übrigens schon einmal eine Chefin. Die Ginzlingerin Olga Platzer, genannt die Olperer Hexe, genoss einen legendären Ruf als lebenslustiges Original.



Die ursprüngliche Olperer Hütte war 1881 von der Sektion Prag des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins als Stützpunkt auf dem beschwerlichen Weg zum Olperer, dem 3.476 Meter hohen Hauptgipfel der Zillertaler Alpen, erbaut worden. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Hütte mehrfach umgebaut bzw. erweitert und wechselte ebenfalls mehrfach den Besitzer.
Seit 2004 ist die DAV-Sektion Neumarkt in der Oberpfalz Besitzerin der Hütte. Die Neumarkter ließen das alte Gebäude schließlich abreißen und ersetzten es durch einen vom Architekten Hermann Kaufmann geplanten Neubau.
Die neue Olperer Hütte liegt auf der Sonnenseite am Tuxer Hauptkamm direkt oberhalb des Schlegeis-Speichersees; die Giebelseite mit einem großen Panoramafenster ragt spektakulär über die Hangkante hinaus.
In der Stube hinter dem Fenster lässt sich Manuels Kaiserschmarren, der natürlich auf der Speisekarte steht, besonders gut genießen. Der junge Mann, der seine Matura an der Hotel- und Tourismusfachschule trotz Widerwillens letztlich spielend absolvierte, „ist ein Top-Manager und ein begnadeter Koch“, sagt die stolze Mutter. „Mittlerweile ist es so, dass er sagt: ,Mama, geh aus der Küche, da herinnen bin ich der Chef.’“
„Wenn man abends für 95 Leute kochen muss und feststellt, dass keine Kartoffeln mehr da sind, wird es etwas schwierig.“
Der Junior-Chef teilt die Begeisterung für das Hüttenleben nach wie vor mit seiner Mutter: „Mir war immer wichtig, dass Manuel frei ist und ich habe in den letzten Jahren sehr oft zu ihm gesagt: ,Dir steht die Welt offen, wenn du etwas ganz anderes machen willst, unterstütze ich dich auf jeden Fall.’ Aber Manuel will vorläufig gar nichts anderes. Er genießt es, dass das Leben auf der Hütte so vielfältig und jeder Tag ein Abenteuer ist.“
Ein Abenteuer, das harte Arbeit bedeutet. Daran ist Katharina freilich seit frühester Jugend gewöhnt: „Ich bin in Hippach auf dem Bergbauernhof meiner Eltern aufgewachsen. Sommerferien gab es für uns nicht. Sobald wir konnten, mussten wir auf die Alm und bei der Arbeit helfen.“ Die Herausforderungen heute auf der Olperer Hütte gestalten sich anders:
Katharina und Manuel Daum legen Wert darauf, regional und frisch zu kochen. Alle drei, vier Wochen liefert der Hubschrauber neue Lebensmittel. Deshalb ist eine gute Planung essenziell für die Bewirtschaftung. Allein an Abenden bekochen die Daums an die 100 Leute.
Katharina und Manuel Daum legen Wert darauf, regional und frisch zu kochen. Alle drei, vier Wochen liefert der Hubschrauber neue Lebensmittel. Deshalb ist eine gute Planung essenziell für die Bewirtschaftung. Allein an Abenden bekochen die Daums an die 100 Leute.
Ein spezielles Leben
Ein Abenteuer auch, das Katharina, selbst eine begeisterte Kletterin und Höhenbergsteigerin, deren zweites, oft bereistes Lieblingsland nach Tirol Nepal ist, nicht gegen ein anderes Leben eintauschen würde. Man zehre ja nicht von Schwierigkeiten und Problemen, sondern immer von den schönen Seiten, erklärt die Wirtin.
„Es ist doch so: Obwohl es umständlich ist, ist es andererseits auch schön, dass wir keine Straße haben. Wir leben den ganzen Sommer abseits des normalen Alltags, weit weg vom normalen Autoverkehr.“ Bergsteiger seien großteils sehr angenehme Gäste, und „schön ist auch die Gemeinschaft mit meinem Sohn und dem ganzen Team, das aus einem knappen Dutzend anderer junger Leute besteht.
Wenn man zusammenhält, ist die Arbeit nämlich gar nicht so schwer“. In „unserem natürlichen Reich mit Ziegen und Hühnern leben wir fast wie eine große Familie.“ Ernster Nachsatz: „Natürlich denke ich manchmal darüber nach, etwas anderes zu machen – oder auch, was gewesen wäre, wenn ich mein Leben ganz anders gestaltet hätte. Aber Tatsache ist: Wir würden es wieder so machen. Es ist ein anderes Leben, ein spezielles Leben. Und wir vermissen nichts.“
