Bergauf in Dauerschleife

Einmal im Leben den Mount Everest zu besteigen, ist der Traum vieler Bergsportlerinnen und Bergsportler. Um die 8.848 Höhenmeter hinter sich zu bringen, muss man aber nicht unbedingt in den Himalaja reisen. Das geht auch in den Alpen. Beim Everesting erreicht man das Ziel in sich wiederholenden Schleifen. Eine extreme Grenzerfahrung ist das trotzdem – wie unsere Autorin erlebt hat.

Mickrige 220 Höhenmeter liegen hinter mir. Unglaublich langsam klettert die Anzeige meines Tachos in die Höhe, vollkommen unpassend zum treibend-surrenden Sound der Mountainbikereifen auf dem Asphalt. Fehlen noch achttausendsechshundertachtundzwanzig...

Hinter mir liegt Nauders, vor mir eine Bergauffahrt, die mir in der Einsamkeit dieses dunklen Augustmorgens endlos vorkommt. Es ist 5 Uhr früh. Ich trete immer kräftiger in die Pedale, als könnte ich meiner Nervosität so einfach davonfahren. Obwohl es noch kühl ist, läuft mir der Schweiß den Rücken hinunter. Als ich hinter dem Parditschhof auf den Schotterweg hinauf zur Labaunalm einbiege, weicht das nervöse Surren einem Knirschen. Irgendwie entspannend. Ich beruhige mich. Es bringt absolut nichts, Gedanken an ein Ziel zu verschwenden, das sich nach Überforderung anfühlt. Die Kunst extremer Challenges ist, sich geduldig Stück für Stück vorzuarbeiten. Also richte ich meine Aufmerksamkeit auf die Strecke, die unmittelbar vor mir liegt. Sie führt von Nauders zum Labaun-Hochleger, etwa 890 Höhenmeter am Stück. Steigung: variabel zwischen acht und 20 Prozent. Zehnmal hintereinander. Das ist meine Aufgabe für diesen Tag. Everesting.

Friderike Schnatz

Friderike Schnatz ist 25 Jahre alt und lebt im Radsportmekka Freiburg im Breisgau. Nauders war ihr vor der Everesting-Challenge schon vertraut – als ein Startort der Bike Transalp, einem Mountainbike-Etappenrennen durch die Alpen. Im Sommer 2023 gewann sie alle sieben Etappen von Nauders bis Riva del Garda. Friderike hat Medienkulturwissenschaft studiert und arbeitet nebenbei im Backhaus der Vielfalt, einer gemeinschaftsgetragenen Bäckerei.

Die Regeln sind einfach: 8.848 Höhenmeter, quasi von Meereshöhe bis zum Gipfel des Mount Everest, in einer Radfahrt bewältigen. Ein Anstieg in Endlosschleife, große Pausen oder gar Schlafen sind verboten. Als im ersten Corona-Lockdown alle Rennen flach fielen, war das die Radfahr-Challenge schlechthin, weil irgendwie niemand ohne die gewohnte Portion Herausforderung klarkam. In diesem Sommer gibt es Radrennen genug. Trotzdem zog es mich hinauf zum symbolischem Mount-Everest-Gipfel, diesem Superlativ, gegen den Menschen all ihre mentalen und körperlichen Fähigkeiten mobilisieren, um einen neugierigen Blick auf ihre Grenzen zu werfen – und die Grenzen anderer weit hinter sich zu lassen.

Am Ziel der Träume und sogar ein bissen darüber. Offiziell ist der Mount Everest 8.848 Meter hoch. Unsere Autorin fuhr sogar noch ein paar Meter mehr.

Am Ziel der Träume und sogar ein bissen darüber. Offiziell ist der Mount Everest 8.848 Meter hoch. Unsere Autorin fuhr sogar noch ein paar Meter mehr.

Ein kurzer Überblick der Farben und Formen des Everestings: Der erste radfahrende Everester war George Mallory, der 1994 den Mount Donna Buang in Australien acht Mal hinauffuhr. Mittlerweile gibt es eine virtuelle Hall of Fame, in die man sich und sein Everesting eintragen kann, immer wieder neue Weltrekordbrüche (bei den Frauen hält ihn gerade Illi Gardner mit 8 Stunden, 3 Minuten und 29 Sekunden) und abgefahrene Skalierungen (zum Beispiel Ben Hildreds Double-Everesting auf dem Mountainbike). Wo liegt meine Grenze?

Die Kraft des Jungen Morgens

Hinauf zur Labaunalm windet sich eine Zufahrtsstraße durch den Wald. Unspektakulär, aber beinahe ununterbrochen steil. Konzentriert kurbele ich mich empor. Als ich die Labaunalm passiere, ist alles in das hellblaue Licht des Morgengrauens getaucht. Von hier aus muss ich noch ein ganzes Stück höher, bis zum obersten Melkstand der Alm. Eine Rampe nach der anderen arbeite ich mich nach oben, über die Baumgrenze hinaus, am schroffen Hang entlang. Ich zwinge die Kurbel mit aller Kraft von Umdrehung zu Umdrehung, einmal, zweimal, dreimal – endlich rolle ich über den Scheitelpunkt des letzten Steilstücks.

Ob meine Knie das wohl zehn Mal hintereinander aushalten werden? Ich schiebe den Gedanken schnell zur Seite und lasse mich lieber vom Ausblick überwältigen, der sich vor mir ausbreitet. Die ersten Sonnenstrahlen fallen auf die imposante Bergkette auf der anderen Talseite. Es ist erst kurz nach sechs – ich war erstaunlich schnell oben. Eine Spannung fällt von mir ab, als hätte ich gerade eine besonders wichtige Generalprobe hinter mich gebracht. Wie schön es ist, im Morgengrauen mit dem Mountainbike unterwegs zu sein!

Die nächsten beiden Runden versinke ich im Mountainbiketouren-Flow, von den anfänglichen Sorgen keine Spur. Nauderer Dorfbrunnen, Parditschhof, Labaunalm, Hochleger – und die Schotterachterbahn runterdüsen. Zwischendurch die Flaschen auffüllen, während ich an einem Energiegel nuckelnd die Aussicht bewundere. Und das Ganze noch mal von vorn! Auch der obligatorische bescheuerte Ohrwurm ist bald mit von der Partie: „Das ist dein Leben“ von Philipp Dittberner, der Song für gleichgültige, dümpelige Zufriedenheit. Kein Wölkchen steht am Himmel. Ein perfekter Sommertag kündigt sich an. Die Stunden verfliegen geradezu.

Auf dem Weg zu Gipfelsturm Nummer vier lege ich eine Pause ein. 9.30 Uhr, beste Frühstückszeit. Ich krame eine Dose mit Reis aus meinem Rucksack hervor, den ich neben einer Bank nahe dem Ortsausgang deponiert habe. Mein Basislager. Was braucht es eigentlich, um sich in so schwindelerregende Höhen wie die eines Everesting-Versuchs zu schwingen? Kohlenhydrate, Wasser, Elektrolyte – klar. Simple Biochemie.

Eine gute Portion Motivation braucht es auch. Ehrgeiz, Stärke, den eisernen Willen, einen Gipfel zu bezwingen. Oder? Nachdenklich stochere ich zwischen den weißen original Himalaja-Körnchen herum. Dann schwinge ich mich wieder auf mein Rad, strampele zum vierten Mal dem Kruzifix kurz vor der nächsten Wegbiegung entgegen und grüße nett. Oder braucht es einfach nur Resistenz gegen Langeweile? Das Gefühl heroischen Grenzgängertums erscheint mir weit entfernt. Ich frage mich nach dem Sinn des Ganzen.

Einmal auf den Mount Everest mit dem Rad: Für weniger Extremsportliche gibt es mit dem siebentägigen Bike Everest Tirol eine softere Variante dieser Challenge.

Die nächsten beiden Runden versinke ich im Mountainbiketouren-Flow, von den anfänglichen Sorgen keine Spur. Nauderer Dorfbrunnen, Parditschhof, Labaunalm, Hochleger – und die Schotterachterbahn runterdüsen. Zwischendurch die Flaschen auffüllen, während ich an einem Energiegel nuckelnd die Aussicht bewundere. Und das Ganze noch mal von vorn! Auch der obligatorische bescheuerte Ohrwurm ist bald mit von der Partie: „Das ist dein Leben“ von Philipp Dittberner, der Song für gleichgültige, dümpelige Zufriedenheit. Kein Wölkchen steht am Himmel. Ein perfekter Sommertag kündigt sich an. Die Stunden verfliegen geradezu.

Auf dem Weg zu Gipfelsturm Nummer vier lege ich eine Pause ein. 9.30 Uhr, beste Frühstückszeit. Ich krame eine Dose mit Reis aus meinem Rucksack hervor, den ich neben einer Bank nahe dem Ortsausgang deponiert habe. Mein Basislager. Was braucht es eigentlich, um sich in so schwindelerregende Höhen wie die eines Everesting-Versuchs zu schwingen? Kohlenhydrate, Wasser, Elektrolyte – klar. Simple Biochemie.

Eine gute Portion Motivation braucht es auch. Ehrgeiz, Stärke, den eisernen Willen, einen Gipfel zu bezwingen. Oder? Nachdenklich stochere ich zwischen den weißen original Himalaja-Körnchen herum. Dann schwinge ich mich wieder auf mein Rad, strampele zum vierten Mal dem Kruzifix kurz vor der nächsten Wegbiegung entgegen und grüße nett. Oder braucht es einfach nur Resistenz gegen Langeweile? Das Gefühl heroischen Grenzgängertums erscheint mir weit entfernt. Ich frage mich nach dem Sinn des Ganzen.

Einmal auf den Mount Everest mit dem Rad: Für weniger Extremsportliche gibt es mit dem siebentägigen Bike Everest Tirol eine softere Variante dieser Challenge.

„Mensch, du bist aber fit!“ Ein mittelaltes Paar, Apfelschorle und Wurstsemmel picknickend, erwartet mich am höchsten Punkt. Beide wahrscheinlich auch nur mittelfit, da sie vor einer Viertelstunde auf E-Bikes an mir und meinen Schweißsturzbächen vorbeigesurrt sind. Ich wittere einen fantastischen Motivationsschub. „Das war schon das vierte Mal“, entgegne ich. „Jetzt nur noch sechs.“ Dann drehe ich gen Abfahrt ab und lasse sie mit offenen Mündern stehen.

Die Genugtuung, mit der ich den Berg wieder hinabrase, entschädigt mich für die sinnentleerte vergangene Runde. Ich fühle mich, als könnte ich alles erreichen. Ich bin die Königin der Welt! Diese lachhafte Everesting-Challenge wird unter mir nur so zerstauben! Nur noch eine Auffahrt, dann habe ich schon die Hälfte geschafft. Hochmotiviert strample ich dem Gipfel ein weiteres Mal entgegen, die Schweißsturzbäche sind kein Ausdruck der Anstrengung mehr, sondern ein absoluter Stärkebeweis. Schade, dass die E-Biker dieser Welt offenbar zu diesem Perspektivwechsel nicht in der Lage sind, denke ich. Denn damit wächst man doch über sich selbst hinaus.

"Easy, so eine Everesting-Challenge!"

Für das letzte Drittel des Anstiegs oberhalb der Labaunalm krame ich meine Kopfhörer aus der Trikottasche – für ein bisschen Main-Character-Feeling. Vor atemberaubender Kulisse (Drohnenshots) arbeite ich mich mit schweren, kraftvollen Tritten (Close-up stählerner Waden) die Schotterrampen hinauf (eine Staubwolke in Zeitlupe), Hintergrundsound: Siegerehrungssong des Mountainbike-Worldcups. Easy, so eine Everesting-Challenge!

Halbzeitblues

Aber Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Als ich kurz vor Erreichen des Gipfels 5.0 die 4.400-Meter-Marke erreiche, wird mir nämlich die tückische Kehrseite dieses Meilensteins bewusst: Scheiße, denke ich und rolle, offenbar von der Ironie des Schicksals gelenkt, durch einen verlassenen Kuhfladen vor dem Labaun-Hochleger. Ich muss NOCH MAL so viel hochfahren! Es ist mittlerweile 12 Uhr und ich sitze seit 7 Stunden auf dem Rad. Die Kühe suchen längst den Schatten der Sträucher am Hang weiter unten, um sich vor der Mittagshitze zu schützen. Mir bleibt nur das bisschen Fahrtwind auf der kurzen Talabfahrt.

"Ohne meinen blöden Ehrgeiz befände ich mich nicht in dieser Situation."

Die nächsten Runden bin ich damit beschäftigt, mich irgendwie wieder zurück in einen Flow zu manövrieren. Die Erfolgsillusion meiner Stück-für-Stück-Strategie beginnt zu bröckeln.

Die Aussicht ist grandios, aber davon bekommt Friderike irgendwann nicht mehr viel mit. Ab Höhenmeter 4.400 beginnt der Kampf mit dem Berg erst richtig.

Die Aussicht ist grandios, aber davon bekommt Friderike irgendwann nicht mehr viel mit. Ab Höhenmeter 4.400 beginnt der Kampf mit dem Berg erst richtig.

Immer wieder halte ich an. Ich versuche es noch mal mit Weltcupmusik. Aber aus meinem Bergaufgeeiere wird einfach kein Rhythmus. Für meine „Ich bin ja so viel besser als die E-Biker“-Motivation schäme ich mich richtig. Ohne meinen blöden Ehrgeiz befände ich mich nicht in dieser Situation. Erwartungsvoll biege ich um die nächste Weggabelung, überzeugt, dass das „Labaunalm 5 Minuten“-Schild dort auftauchen würde. Fehlanzeige allerdings.

Runde Acht

16 Uhr. Nur noch drei Mal. Das bedeutet: noch fast 5 Stunden.

Der schlimmste Teil sind die ersten paar hundert Meter aus Nauders hinaus Richtung Parditschhof. Die Sonne knallt erbarmungslos vom Himmel, aus dem hohen Gras am Wegrand wabern mir Hitzewolken entgegen wie beim Aufguss in der Sauna. Am schier endlos viele Höhenmeter weiter oben liegenden Horizont: das Kruzifix, an dem sich mein Blick festbeißt. Zentimeter für Zentimeter quäle ich mich ihm entgegen, bis der Weg endlich in den kühlenden Waldabschnitt abbiegt. Und summe mir „Das ist dein Leben“ vor. Der Zufriedenheits-Flow kehrt nicht zurück.

Dass ich mir einen üblen Sonnenbrand eingehandelt habe, macht die Sache auch nicht besser. Zum ersten Mal an diesem Tag halte ich bei der Labaunalm an, statt möglichst schnell vorbeizufahren, um mich nicht mit den Himbeerschorlen auf den Tischen zu konfrontieren. Glücklicherweise hat die Hüttenwirtin Sonnencreme zur Hand. Viel wird es jetzt nicht mehr nützen. Trotzdem, besser spät als nie. „Brauchst du sonst noch was?“, fragt sie und versieht mich mit einem so fürsorglichen Blick, dass ich am liebsten einfach bleiben würde. Aber ich überwinde mich zum „Nein nein, danke“ und humpele schweren Herzens (und mit schweren Beinen) von der schattigen Terrasse zurück zu meinem staubigen Mountainbike.

Mensch und Motivation

Runde Neun

Kurz vor 18 Uhr. Die endlosen Stunden, die ich brauchen werde, um mich all das jetzt noch einmal hochzuquälen und dann NOCH EINMAL … ein Bündel uralter Selbstzweifel steigt in mir hoch. Sonst kann ich so was einfach wegschieben, umdenken, in Eifer verwandeln. Aber hier gelingt es mir nicht mehr, die Kraft reicht nicht mehr aus. Alles, was ich habe, geht in den Kampf bergauf.

"Wo ist der eiserne Wille, wenn man ihn braucht?"

Irgendwo am ewigen Berg zwischen Parditschhof und Labaunalm bricht ein piepsiges Stimmchen aus mir heraus: „Ich kann nicht mehr.“ Aber ich weiß genau, dass das nicht stimmt. In Wahrheit habe ich einfach keine Lust mehr. Wo ist der eiserne Wille, wenn man ihn braucht? Ich versuche ihn herbeizubefehlen, indem ich mir selbst „Doch, du kannst noch! Los, weiter!“ und „Hör auf zu heulen, das kostet nur Kraft“ zurufe. Es funktioniert ungefähr 200 Meter. Dann laufen mir Tränen die Wangen hinunter, und ich kann nichts mehr dagegen tun.

Ich halte an und heule. Über meinen Lenker gebeugt stehe ich da. Ziemlich heroisch, finde ich, als ich mir ausmale, wie ich jetzt wohl auf einem Foto aussähe. Ist das die Grenze? Ich denke an Ben Hildreds Double-Everesting. An völlig erschöpfte Mountainbikeprofis im Ziel von Mountainbike-Weltmeisterschaften. Was bin ich denn dagegen? Im Begriff, mich vom Selbstmitleid mitreißen zu lassen. Sonst nichts. Je länger ich weine, desto leichter wird es werden abzubrechen. Ich muss also weiterfahren. Ich muss.

Everesting ist vor allem ein Kampf gegen sich selbst. Wenn die Kräfte nachlassen, zählt der Wille, es bis zum Ende durchzuziehen. Friderike hat sich letztlich selbst besiegt, um zu gewinne.

Item 1 of 3

Ich kämpfe mich irgendwie zur Labaunalm. Und entscheide, dass ich doch noch was brauche. Die Hüttenwirtin wartet schon auf mich. Im Handumdrehen steht ein Himbeerwasser vor mir. „Unglaublich, wie lange du heute schon hier rauf und runter fährst“, sagt sie, die Christiane heißt und den größten Teil des Jahres als Lehrerin im Tal arbeitet. Nur in den Sommerferien, da bleibt sie mit ihrer Familie hier oben. 92 Kühe wollen jeden Tag gemolken und umsorgt werden. Almwirtschaft ist harte Arbeit. Am Rande der Erschöpfung ist oft noch längst nicht Schluss damit. Ihre Anerkennung bedeutet mir eine Menge.

Außerdem ist es einfach schön, hier zu sitzen und sich zu erinnern, dass es auch noch eine Welt gibt, in der man nicht einsam bergauf und bergauf fährt. Dass ich dahin zurückkehren werde. Klingt bescheuert, aber ich fühle mich, als würde ich aus einem bösen Traum aufwachen. Die zuversichtliche Art, mit der Christiane schließlich „Aber das schaffst du noch, oder?“ sagt, gibt mir letztendlich den Motivationsschubs, an den ich nicht mehr geglaubt hatte.

Endspurt

Es ist 21.30 Uhr, als ich zum letzten Mal gen Labaun-Hochleger kurbele. Ein Pick-up kommt mir entgegen. „Wie oft bist du jetzt hier hochgefahren?“ Es ist der Hüttenwirt der Labaunalm. „Zehn Mal“, antworte ich. „Respekt. Ich habe auch mal ein Everesting probiert, aber nach 5.000 Höhenmetern konnte ich es vom Kopf her nicht mehr. Immer wieder diesen Scheißberg hoch.“

Wie hab ich es letztendlich gemacht? Wie bin ich bis zum symbolischen Gipfel des Mount Everest gekommen? Geduld, Ehrgeiz, Stück-für-Stück-Strategien, Willenskraft – war alles dabei. Aber am wichtigsten waren die Begegnungen. Die Sonnencreme. Die kurze Pause auf der Labaunalm. Die unzähligen erfrischenden Zusammentreffen mit dem Fototeam, das geschlagene 17 Stunden mit mir hier am Berg verbracht hat. Und wegen dem ich wirklich nicht aufgeben konnte, bevor das fabelhafte Licht der Abenddämmerung den Berg flutete.

Das alles hat mich letztendlich über mein Limit manövriert, als ich dachte, es geht nicht mehr. Ah, und das Kruzifix! Dem strecke ich gleich noch die Zunge raus.

Hund und Mensch am Ende der Kräfte. Die eine, weil sie gerade 17 Stunden auf dem Radl saß, der andere, weil ein Hundeleben einfach anstrengend ist.